Kapitel 5: Die Begegnung der Schatten

Kapitel 5: Die Begegnung der Schatten

Die schwache Glut der Neonlichter flackerte am Rande von Kyto's Sichtfeld, während er sich hinter einer Stapel Kisten versteckte, seine Atmung ruhig trotz der Spannung im Raum. Er justierte den Griff an seinem Dolch, die Scheide abgenutzt durch Jahre des Gebrauchs. Seine Mission für heute Abend war klar: Informationen sammeln über die Elite's neueste Operation und dann verschwinden in die Schatten vor dem Morgengrauen.

Aber er war nicht allein.

Eine Gestalt materialisierte wenige Fuß entfernt, ihre Silhouette scharf gegen das schwache Licht abgezeichnet, das durch ein geknicktes Fenster filterte. Kyto spannte sich an, seine Hand instinktiv zum Griff seines Dolchs bewegend. Die Gestalt bewegte sich mit einer unheimlichen Leichtigkeit, ihre Bewegungen fast zu flüssig, um verfolgt werden zu können. Sie hielt an und warf einen Blick in Kyto's Richtung, bevor sie in die Dunkelheit verschwand.

Kyto runzelte die Stirn, seine Instinkte auf höchster Alarmstufe. Er bewegte sich vorsichtig in Richtung des Platzes, an dem die Gestalt gestanden hatte, seine Sinne abtastend nach jedem Anzeichen von Bewegung. Der Raum war dick mit dem Geruch von Rost und Öl erfüllt, und das leise Summen der entfernten Maschinen füllte den Lager.

Dann passierte es.

Ein Gruppe Elite-Soldaten trat aus den Schatten hervor, ihre Uniformen makellos und ihre Waffen auf Kyto's Position gerichtet. Sie bewegten sich schnell, schlossen zu ihm auf, bevor Kyto reagieren konnte. Er hatte gerade Zeit genug, seinen Dolch zu heben, als eine Gestalt dazwischenging und die Elite mit einer Serie präziser Bewegungen abfing.

Die Neuankömmlinge war schnell – blendend schnell. Ihre Schläge waren effizient, jeder Stoß berechnet, um ihre Gegner zu entwaffnen oder zu neutralisieren. Kyto beobachtete in Achtung als sie drei Elite-Soldaten innerhalb von Sekunden niederkämpften, ihre Bewegungen entsprachen der Finesse ihrer Angriffe.

Kyto erkannte den Stil sofort – es war eine Kampfkunstform, die er Jahre zuvor studiert hatte, lange bevor seine Fähigkeiten in etwas anderes... Übernatürliches gewandelt waren. Diese Person war kein Amateur.

Der vierte Elite-Soldat feuerte einen Taser, und Kyto duckte instinktiv. Die Gestalt hinter ihm rollte elegant aus der Weg, ihre Bewegungen flüssig und kontrolliert. Sie tauschten einen kurzen Blick mit Kyto bevor sie sich wieder den Elites wandten.

"Ruhig bleiben", flüsterte die Gestalt, ihre Stimme tief und dringend.

Kyto nickte, seine Augen verengt während er beobachtete, wie sie die restlichen Elite-Soldaten mit Leichtigkeit abfingen. Ihre Effizienz war beeindruckend, aber es gab etwas an der Art, wie sie sich bewegten, das fast gelernt aussah – als ob sie diese Art von Situationen unzählige Male vorher erlebt hatten.

Als die Elites neutralisiert waren, steckte die Gestalt ihren Waffengurt ein und wandte sich Kyto zu, ihre Miene vorsichtig. Sie neigte den Kopf leicht, als ob sie ihn studierte.

"Danke", sagte Kyto gleichmäßig, seine Stimme frei von Emotionen.

Die Gestalt hob eine Augenbraue, ihre Lippen krümmten sich in einem leichten Lächeln. "Sie sind willkommen."

Kyto zögerte einen Moment bevor er wieder sprach. "Ich entsinne mich nicht, dich auf der letzten Versammlung gesehen zu haben."

Die Gestalt neigte den Kopf wieder, diesmal als Zeichen der Bestätigung. "Wir arbeiten anders."

Kyto runzelte die Stirn. "Was bedeutet das?"

"Es bedeutet, dass wir dieselben... Methoden nicht teilen", antwortete die Gestalt, ihre Stimme absichtlich vage.

Kyto verengte seine Augen. "Und was impliziert das?"

Die Gestalt zögerte einen winzigen Moment bevor sie leicht mit den Schultern zuckte. "Es impliziert nichts. Sei nur vorsichtig, wer du triffst."

Mit dieser geheimnisvollen Warnung verschwand sie in die Schatten genauso schnell wie sie erschienen war und ließ Kyto allein im schwach beleuchteten Lager zurück.

Kyto stand dort einige Momente lang, sein Verstand rastend. Die Begegnung war kurz aber tiefgreifend – ein Erinnerungszeichen an die Gefahr, in der sich dieser Kampf befand. Er konnte nicht umhin, über die geheimnisvolle Gestalt nachzudenken, die ihn heute Abend gerettet hatte. Es gab etwas an ihr, das ihm bekannt vorkam und doch wiederum entfernt war – als ob sie durch eine ungesprochene Verbindung verbunden waren.

Er schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich auf seine Mission, die Daten, die er gesammelt hatte. Als er bereit war zu gehen, fiel ein leises Geräusch sein Ohr – ein sanfter Klick aus der Dunkelheit.

Kyto erstarrte, seine Instinkte schrien ihn an, wachsam zu bleiben. Er wartete einige Sekunden bevor er vorsichtig zum Ort des Lärms ging, seinen Dolch bereit.

Und da war sie – seine Retterin, stand einfach vor dem gebrochenen Tor des Lagerhauses, ihre Silhouette beleuchtet durch das schwache Licht einer Straßenlaterne.

Ohne ein Wort gestikulierte sie nach draußen, ihre Miene ernst aber unlesbar. Kyto zögerte einen Moment bevor er leicht nickte in Bestätigung.
Als sie sich durch die Nacht bewegten, ihre Schritte synchronisiert in einem Rhythmus, der fast intuitiv erschien, konnte Kyto nicht umhin, über das Geheimnis zu spekulieren, was diese geheimnisvolle Gestalt verbarg. Jeder ihrer Bewegungen strahlte Vertrauen und Fertigkeit aus, aber es gab auch einen Hauch von Einsamkeit an ihr – als ob sie gelernt hatten, niemandem zu vertrauen, nicht einmal sich selbst.

Kyto blieb genauso vorsichtig. Er teilte keine Details über seine Mission oder seine Motive mit und hielt ihre Unterhaltung kurz und präzise. Trotz ihres gemeinsamen Feindes konnte er nicht umhin, das Gefühl zu haben, dass diese Allianz ein doppelschneidiges Schwert war – eines, das entweder herbeiführte oder zerstörte.

Als sie sich am Rand des Lagerhausviertels trennten, wandte Kyto sich zurück und beobachtete, wie sie in die Schatten verschwand. Für einen Moment fühlte er ein flüchtiges Gefühl – fast wie eine Sehnsucht – aber es war wieder weg, bevor er es überhaupt benennen konnte.

Er wandte sich ab, sein Verstand bereits auf den nächsten Schritt gerichtet. Was diese Gestalt auch verbergen mochte, eines stand fest: sie und Kyto spielten ein gefährliches Spiel – eines, in dem Vertrauen eine seltene und flüchtige Ressource war.

Und in der Dunkelheit entstand eine neue Allianz – eine Partnerschaft geboren aus dem gemeinsamen Bedürfnis zu überleben.

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